Mitten im Ortskern liegt der Rathausplatz mit seinem großartigen Ensemble bedeutender Bauten. Hier gibt es nicht nur ein Rathaus, sondern gleich zwei. Einmal das alte Rathaus aus dem Jahre 1554, das heute das Regionalmuseum beheimatet. Und dann der imposante "neue" Rathausbau, in dem heute die Verwaltung und das Gästebüro untergebracht sind. Außerdem sind an diesem Platz die Gebäude der Evangelischen Michaelsgemeinde zu finden: die Pfarrhäuser, das Gemeindehaus und nicht zuletzt die Michaelskirche, die in ihrer jetzigen Form zwischen 1716 und 1718 entstand. Der Rathausplatz wird immer wieder mit Leben gefüllt: beim Michelsmarkt, bei den Märchentagen und bei der Lichterweihnacht.
Der Ortskern von Reichelsheim wird von der Bismarckstraße dominiert, die sich von der B38 bis hoch an den Rathausplatz schlängelt. Hier gibt es historisches Fachwerk zu sehen: liebevoll renovierte Häuser und eindrucksvolle Odenwälder Handwerkskunst. Hier lässt sich aber auch wunderbar bummeln und einkaufen, denn die historischen Gebäude enthalten eine Vielzahl von kleinen Läden und Geschäften. Manchmal ist die Bismarckstraße eine ruhige Gasse, in der die Zeit langsamer zu laufen scheint. Hin und wieder allerdings ist hier richtig Leben: an der Nachtschwärmerei oder den Märchen- und Sagentagen zum Beispiel.
Weithin sichtbar auf einem Bergrücken gelegen prägt Schloß Reichenberg die Ansicht von Reichelsheim. Es entstand im 13. Jahrhundert und wurde als Burg erstmals im Jahre 1307 urkundlich erwähnt. Hier wurde am 14. Februar 1776 der spätere Naturforscher Christian Gottfried Daniel Nees von Esenbeck geboren, Mitbegründer der Universität Bonn und ein Freund Goethes. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Burg in wechselndem adligen Besitz. Von 1876 bis 1924 wurde die Anlage als Privatschule für Knaben der gehobenen Stände genutzt.
In den 20er Jahren des 20. Jahrhundert übernahm die Familie Siefert vom Frohnhof das Schloss. Sie verkaufte 1963 einige Gebäude als Ferienheim an die Deutsche Bundespost. 1979 kaufte die ökumenische Kommunität Offensive Junger Christen (OJC) das Schloß Reichenberg. Sie baute es zu einer (öffentlich zugänglichen) internationalen Begegnungs- und Tagungsstätte mit Schloßcafé um. Die ganze Anlage mit Michaelskapelle, Erfahrungsfeld und dem sogenannten „Krummen Bau“ erstrahlt mittlerweile in nie dagewesenem Glanz und ist ein unbedingt zu besuchendes Schmuckstück.
Wer durch die Reichelsheimer Straßen und Gässchen schlendert, entdeckt viele Beispiele Odenwälder Fachwerkskunst. Der Kellerstock aus Sandstein und darüber ein Aufbau aus Holzständer mit Lehmfüllung - so wurde früher im Odenwald gebaut und Reichelsheim hat noch einige dieser traditionellen Bauten vorzuweisen. Ein aufmerksamer Blick nach rechts und links lohnt also.
Der Bergbau hat in der Vergangenheit Reichelsheims eine bedeutende Rolle gespielt und hat bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend zum wirtschaftlichen Aufschwung der Region beigetragen. Vor allem in den Ortsteilen Rohrbach und Erzbach lässt sich die 1200-jährige Bergbaugeschichte anschaulich nachempfinden. Informationstafeln, begehbare Stollen und die Ausstellung im Reichelsheimer Regionalmuseum lassen vergangene Zeiten lebendig werden. Die Gemeinde hat darüber hinaus zwei geologisch-bergbauhistorische Lehrpfade eingerichtet.