Bockenrod

Bockenrod

Bockenrod

Der kleine Ortsteil liegt eingebettet zwischen Eselsberg und Mühlwald an der B 38/47 im geografischen Mittelpunkt der Gemeinde Reichelsheim und ist mit viel Wald umgeben. Gut gekennzeichnete Wanderwege mit gepflegten Ruhebänken und sehr schönen Aussichtspunkten über das gesamte Gersprenztal führen ab Ortsmitte in alle Richtungen. Nach Darstellung von Sprachforschern ist die Siedlung Bockenrod auf der Rodung eines Buchenwaldes entstanden und müsste eigentlich „Buchenrod“ heißen.

Bockenrod von oben


Bockenrod wurde erstmals urkundlich im Jahre 1324 bei den Schenken Konrad und Eberhard von Erbach genannt. Die Einwohner von Bockenrod haben bereits im Jahre 1884 für Ihren Ort eine Schule mit Lehrerwohnung erbaut. Der Bau kostete nach Überlieferungen 8.864 Mark und 24 Pfennige. Das Gebäude wurde am 03. Mai 1885 eingeweiht und bereits am nächsten Tag begann hier der Unterricht durch Lehrer Hallein mit 24 Mädchen und 27 Knaben. Es wurden in einem Raum bis zu 55 Kinder in 8 Jahrgängen unterrichtet. Der Schulbetrieb wurde 1940 eingestellt und die Räumlichkeiten privat vermietet. Die Freiwillige Feuerwehr hat die erste Etage des heutigen Dorfgemeinschaftshauses in Eigeninitiative umgebaut und einen Schulungsraum eingerichtet, der für alle kommunalen Veranstaltungen genutzt wird.

Anfang 1880 entdeckte der Bockenröder Lattenschnitter Joh. Georg Steiger unterhalb der Geiswiese am sogenannten Kohlrod ein Manganerzvorkommen, die Grube „Gottfried“, das ca. zwei Jahre später durch die französische Firma Wendel & Cie bergmännisch ausgebeutet wurde. Das Erz wurde in Ochsen- und Pferdefuhrwerkkolonnen über die Vierstöck bis nach Reinheim zum Bahnhof gefahren. In dem Bergwerk arbeiteten teilweise mehr als 350 Bergleute. Zur damaligen Zeit ein Großunternehmen. Da der Abtransport über den steilen Weg des Morsberges nicht ungefährlich war, wurde im Jahr 1886 zum schnelleren Transport, auf den Vorgriff des Bahnbaues, von der Grube zum vorgesehenen Bahnhof eine Drahtseilbahn geplant und errichtet, die zu einer Attraktion im ganzen Odenwald wurde. Sie hatte eine Länge von 2.200 m und überbrückte einen Höhenunterschied von 180 m. Nach der Schließung des Bergwerkes im Oktober 1900 wurde die Seilbahn abgebaut und nach Wald-Michelbach gebracht. Dort wurde sie wieder aufgebaut und diente als Transportmittel von der Grube „Aussicht“ zum Bahnhof. Im Jahre 1887 wurde die Bahnlinie gebaut. Der kleine Ort erhielt auch einen Bahnhof und ein zweites Gleis für die Be- und Entladung von Gütern. Die Bahnhofsgebäude bestanden aus zwei Wellblechhäuschen. 


Der Dorfplatz in Bockenrod


Auf dem Bahngelände wurde auch regelmäßig der „Bockenröder Obstgroßmarkt“, abgehalten, bei dem die Bauern, auch aus den Grundgemeinden, ihr Obst vermarkteten und zum Weitertransport mit der Bahn verluden. Bockenrod hatte keine eigene Verwaltung, sondern wurde von der damalig selbstständigen Gemeinde Kirch-Beerfurth mitverwaltet. Es hatte einen Gemeinderat und einen Beigeordneten, ungefähr gleichzusetzen mit dem heutigen Ortsbeirat. Im Jahre 1976 wurde eine Umgehungsstraße um Bockenrod gebaut, da die vorhandene Straße dem immer mehr zunehmenden Verkehr nicht mehr gewachsen war. Ein Spielplatz entstand, mit einem sehr hohen Anteil Eigenhilfe, im Jahre 1992. Im Rahmen der Flurbereinigung ergab sich die Möglichkeit, einen Dorfplatz anzulegen. Dieser hat sich durch die Initiative der Landfrauen, der Feuerwehr und mehrerer Ortsbürger zu einem Schmuckstück im Ortskern entwickelt. Er wird heute gerne als Treffpunkt für Ortsbürger und Ausgangspunkt für Wanderer genutzt.