Unter-Ostern
Unter-Ostern
Unter-Ostern liegt im nördlichen Teil des Ostertals zu beiden Seiten des Osterbachs. Wiesen, Felder und bewaldete Höhen bilden hier ein Stück liebevolle Odenwaldlandschaft, das von Besuchern und Wanderern gerne erkundet wird. Höhepunkte des Ortsteils sind das an der Formbachstraße gelegene Freizeitdorf Ostertal und der Keilvelterhof.
In einer Urkunde aus dem Jahr 880 schenkte König Ludwig der Jüngere der königlichen Salvatorkirche in Frankfurt Güter zu „Osternaha“. Bei der Namensdeutung dachte man zunächst eine Verbindung zur germanischen Fruchtbarkeitsgöttin „Ostera“ knüpfen zu können. In neuerer Sprachforschung deutete man den Ortsnamen nach der Himmelsrichtung, von Osten= Oster und naha= Wasser, also vom nach Osten fließenden Wasser.
Die Teilung in Ober- und Unter-Ostern erfolge vermutlich im 14. Jahrhundert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Unter-Ostern im Jahr 1357. Darin bestätigte Pfalzgraf Ruprecht der Ältere dem Schenken Heinrich von Erbach die Withumverschreibung für seine eheliche Hausfrau auf Güter und Gefälle in der Zent Reichelsheim. Dazu gehörte auch die halbe Zent zu „Niedern-Osterna“.
1972 endete die lange Epoche der Selbständigkeit des Dorfes, die allenfalls dadurch unterbrochen wurde, dass man zwischenzeitlich gemeinsam mit Ober-Ostern eine Gemeindeverwaltung unterhielt. Unter-Ostern wurde in die Gemeinde Reichelsheim eingegliedert und ist heute eines von dreizehn Ortsteilen der Gemeinde Reichelsheim.
In etwa zur selben Zeit kam ein Investor auf den Gedanken, den reizvollen Charme des Ostertals einer touristischen Vermarktung zuzuführen. Im Jahr 1974 konnte das Feriendorf Ostertal in Betrieb gehen und wurde bundesweit als Tourismusmagnet beworben.
Über die Jahre blieb der Touristenstrom jedoch langsam aus und das Feriendorf konnte sich auf Dauer nicht halten. Es kam zu einer Privatisierung der Häuser. Heute sind diese ein Teil des Dorfes.
Einprägsam für Unter-Ostern wie für viele weitere Odenwalddörfer sind die sog. Hubenhöfe. Jeder Bauer bekam ursprünglich zur Zeit der Entstehung des Dorfes seine eigene „Hube“ zugewiesen und konnte dort seine Viehhaltung betreiben und Familie versorgen. Einer dieser Hubenhöfe ist der Keilvelterhof, der über Jahrhunderte hinweg das Ortsbild und Ortsgeschehen von Unter-Ostern prägte. Nach dem Tod des letzten Hofinhabers wurde dieser vom Museumsverein Odenwald-Bergstraße aufgekauft, der dort ein Museum eröffnete. Heute lädt im Keilvelterhof vom Frühjahr bis zum Herbst ein Café zum Eisessen ein.